Theophilus Impius

Keine andere Fakultät war so zahlreich besetzt wie die Theologische. Und so gab es in Rinteln stets mehr oder weniger gelehrte Professoren der Theologie. Neben den berufenen Professoren zählten auch die Pfarrer an der Reformierten Kirche zu den Lehrern der Theologischen Fakultät. Sie waren verpflichtet, dort die biblischen Sprachen zu unterrichten. 

Allerdings hat es in Rinteln niemals einen Theologieprofessor mit diesem Namen gegeben. Und so steht unser Professor Theophilus Impius stellvertretend für eine ganze Reihe von Theologen, die Gott liebten und ihm mit Eifer nachspürten. Und nicht nur das! Er steht auch für eine ganz besondere Art von Professoren. Er ist auch der klassische Typ des zerstreuten Professors. Für den Alltag nicht tauglich. Aber belesen! So belesen, dass er immer auf fast alles eine Antwort weiß.

 

Notizen, Manuskripte - sein Schreibpult quilt eigentlich immer über. Auf Tischen und Tischchen liegen Bücher und ausgearbeitete Vorlesungen. Ohne die Hilfe seiner Frau Betty ginge ihm nicht nur der Überblick verloren. Nein, auch sein Tintenfass wäre ausgetrocknet und die Federn wären nicht gespitzt. Ungläubig, staunend und hilflos steht er immer wieder vor den Tücken des Alltags.

Während unseres Jahreszeitlichen Schauspiels 'Heilige - Hexen - Lichtgestalten' können Sie ihn und seine Frau Betty kennenlernen.

Wie gut, dass unser Theophilus Impius seine Gemahlin frei wählen durfte. Allerdings nur standesgemäß - unter den Töchtern von Professoren, Pastoren und anderen ehrenwerten Bügern.

Sein berühmter Vorgänger Josua Stegmann musste noch die Witwe seines Vorgängers Johann Jacob Bernhardi heiraten, um Superintendent in Stadthagen werden zu können. Elisabeth Bernhardi brachte eine kleine Tochter mit in diese Ehe. Eine solche Praxis der Amtsnachfolge war keineswegs ungewöhnlich. Es gab dafür sogar ein eigenes Wort. Man nannte dieses Verfahren 'Witwenkonservierung'.

Diese, uns heute so merkwürdig anmutende Praxis hatte natürlich wirtschaftliche Gründe. So kurz nach Einführung der Reformation waren weder die Pfarrhäuser noch die dazu gehörenden Pfründe auf die Versorgung einer Pfarrfamilie eingestellt. Erst nach und nach entstanden in den Kirchengemeinden so genannte 'Pfarrwitwenhäuser'. Und allmählich gehörten zu diesen dann auch Güter, die die Versorgung der Pfarrwitwen absicherten. Und dennoch wird so manche Pfarrwitwe nur knapp über der Armutsgrenze gelebt haben. Manchmal verstarben die Inhaber von Pfarrstellen auch so kurz hinter einander, dass im Pfarrwitwenhaus noch die Witwe des Vor-Vorgängers lebte.

Ein fast lebensgroßes Bild und den Grabstein von Josua Stegmann kann man noch heute in der Nikolai Kirche Rinteln sehen. Es war übrigens der spätere Ehemann seiner Stieftochter, der dieses Bild von Stegmann malen ließ.