Betty Impius

Betty ist das Musterbeispiel einer tugendsamen Hausfrau. Ohne Sie wäre ihr Herr Professor, der Theologe Theophilus Impius, nicht in der Lage seine Arbeit zu verrichten. Sie sorgt dafür, dass er in Ruhe arbeiten und nachdenken kann.

Kein Kindergeschrei stört je die Ruhe seines Arbeitszimmers. Und natürlich wissen auch die Dienstboten des Hauses sehr genau, wann sie putzen dürfen. Immer dann, wenn der Herr Professor zu Tisch sitzt. Im Sommer führt ihr erster Gang in seine heiligen Hallen, um frische Luft herein zu lassen. Im Winter sorgt sie dafür, dass sein Zimmer als erstes geheizt wird, damit er sich nicht etwa in einem zu kalten Zimmer erkältet.

Bei unserem Jahreszeitlichen Schauspiel 'Heilige - Hexen - Lichtgestalten' können Sie jedes Jahr im September Betty und ihren Gemahl Professor Theophilus Impius kennenlernern.

 

Betty gehört in eine lange Reihe von tugendsamen Haus- und Ehefrauen, die schon in der Bibel gelobt werden. Von ihnen heißt es im Buch der Sprüche:

"Wem eine tüchtige Frau beschert ist, die ist viel edler als die köstlichsten Perlen. Ihres Mannes Herz darf sich auf sie verlassen und Nahrung wird ihm nicht mangeln. Sie tut ihm Liebes und kein Leid sein Leben lang. Sie geht mit Wolle und Flachs um und arbeitet gern mit ihren Händen. Sie steht des Nachts auf und gibt Futter ihrem Hause. Sie breitet ihre Hände aus zu dem Armen, und reicht ihre Hand dem Bedürftigen. Ihr Schmuck ist, dass sie reinlich und fleißig ist. Ihr Mann ist berühmt in den Thoren, wenn er dort sitzt. Denn ihre Werke werden sie loben in den Toren".

Viele Autoren haben seit den Tagen der Bibel der tugendsamen Hausfrau ein Loblied gesungen. Wird in der Bibel noch beschrieben, welche wirtschaftliche Verantwortung auf den Frauen liegt, so wird später vor allem ein Loblied auf die angeblich natürlichen und nun einmal zum Wesen einer Frau gehörenden Eigenschaften gesungen. Schiller etwa schreibt die folgenden Zeilen:

"Ehret die Frauen! Sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben. Flechten der Liebe beglückendes Band, und in der Grazie züchtigem Schleier nähren sie wachsam das ewige Feuer schöner Gefühle mit heiliger Hand." Klar dass eine Frau so sein muss, denn von dem Manne sagt Schiller in dem gleichen Gedicht: "Feindlich ist des Mannes Streben, mit zermalmender Gewalt geht der Wilde durch das Leben, ohne Rast und Aufenthalt. Was er schuf, zerstört er wieder..."

Schon zu Schillers Lebzeiten haben sich Männer und Frauen gegen eine solche Beschreibung der Geschlechter gewehrt. Schillers Zeitgenosse August Wilhelm Schlegel schreibt - ganz gewiss unter dem Einfluß seiner klugen und unangepassten Frau Caroline - ein Antwort auf dieses Gedicht:

"Ehret die Frauen! Sie stricken die Strümpfe, wollig und warm, zu durchwaten die Sümpfe, flicken zerrissene Pantalons aus; kochem dem Manne die kräftigen Suppen, putzen den Kindern die niedlichen Puppen, halten mit mäßigem Wochengeld Haus. Doch der Mann, der tölpelhafte, findt am Zartem nicht Geschmack. Zum gegorenen Gerstensafte raucht er immerfort Tabak..."

Wie auch immer sie sich von uns durch die Stadt begleiten lassen, sie werden merken: Weiberschnack - das heisst auch, dass wir mit viel Freude und einem Augenzwinkern mit den Geschlechterrollen und ihren Klischees spielen.