Henrich Sneteler - ein Rintelner Ratsherr
Henrich Sneteler entstammte einer ratsfähigen Familie und hat in Rinteln nachweislich viele Ämter wahrgenommen. So war Henrich Sneteler 1626 der 'Acciseherr' im Rat zu Rinteln. 1624 findet er sich das erste Mal unter den Mitgliedern des Rates der Stadt Rinteln.
Im heute noch gebrauchten deutschen Wort "Akzise" und im englischen "excise" lässt sich erkennen, womit sich ein Acciseherr befasst hat. Beide Begriffe haben nämlich etwas mit Verbrauchssteuern zu tun. Die Accice war zunächst die Steuer, die auf Bier, Broihan und Brandwein zu zahlen war. Da in Rinteln eine ganze Reihe von Bürgern das Braurecht hatten, fielen in diesem Bereich viele Steuern an. Später wurde dieser Begriff dann auch auf weitere städtische Verbrauchssteuern übertragen. Die Accise entwickelte sich also zu einer Art Binnenzoll und wurde dann fällig auf alle Waren (auch Lebensmittel), die in die Stadt eingeführt wurden. Sie wurde in der Regel an den Stadttoren erhoben.
Ein Acciseherr war also mit den Einnahmequellen, die dem Rat der Stadt zur Verfügung standen, befasst. Neben der Accise war in Rinteln noch der Brückenzoll von großer Bedeutung. Fürsten, Adelige, Geistliche, Mitglieder des Rates, später auch die Mitglieder der Universität waren für Waren ihres privaten Gebrauchs von dem an der Brücke erhobenen Zoll befreit.
Während der Pestepidemie der Jahre 1625/26 mit ihren rund 700 Toten hat Henrich Sneteler die Listen der Pestopfer geführt. 700 Tote, das bedeutete, dass ein Drittel der Rintelner Bevölkerung starb. Und dies in kürzester Zeit. Das muss für die Menschen der damaligen Zeit ein traumatisches Erlebnis gewesen sein. Man kannte seine Bibel und im Buch der Offenbarung steht, dass dann wenn ein Drittel der Menschheit ausstirbt, das Ende der Welt nahe ist.
Henrich Sneteler war auch 'Eldermann' an der heute nicht mehr bestehenden Trinitatis Kirche vor dem Ostertor der Stadt. Eldermann war ein offizielles kirchliches Amt, das von Laien ausgeübt wurde. Einem Eldermann oblagen Verwaltungsaufgaben. In der Regel war es vor allem die Verwaltung der Finanzen. Dort draußen vor dem Ostertor gab es zu seiner Zeit einen gerade erst neu angelegten Friedhof. Und natürlich gehörte dazu auch eine Kapelle/Kirche. Dieser Friedhof sollte eigentlich den innerstädtischen Friedhof um St. Nikolai entlasten. Er wird allerdings nach Beisetzung der Pestopfer schon wieder überfüllt gewesen sein. Wir wissen heute nicht mehr, wo genau diese Kirche und dieser Friedhof gelegen haben. Denn der Ausbau Rintelns zur Festung hat das Erdreich im Osten Rintelns dramatisch verändert.
Am 05.01.1639 wird Henrich Sneteler in einem Dokument als Senior bezeichnet. Eine Zeit lang haben wir vermutet, dass 'Senior' die Bezeichnung für einen Stellvertreter des amtierenden Bürgermeisters sei. Inzwischen verdichten sich die Hinweise darauf, dass man dann einer Person die Bezeichnung 'Senior' gab, wenn man sie von einem Jüngeren mit gleichem Namen unterscheiden wollte.
Übrigens:
Die Wahl in die Ämter des Rates erfolgte immer am Vorabend des Dreikönigstages. Damals war der 5. Januar gewissermaßen der Silvesterabend. Denn das neue Jahr begann am 6. Januar. Und so nahm der neu gewählte Rat pünktlich zum neuen Jahr seine Arbeit auf.
In ein Ratsamt wurde man für zwei Jahre gewählt. Im ersten Jahr nahm man das Amt aktiv wahr. Im zweiten Jahr war man qua Amt der Berater des eigenen Nachfolgers. Nach Ablauf dieser Zweijahresfrist konnte man erneut in ein Ratsamt gewählt werden. Man konnte zwar über Jahre hinweg kontinuierlich im Rat sitzen. Es wurde aber in der Regel dafür gesorgt, dass man nicht länger als zwei Jahre hintereinander die gleiche Funktion ausüben durfte. Nach Ablauf der üblichen zwei Jahre im Amt bekam man also in der Regel für die folgenden zwei Jahre ein anderes Amt übertragen.
Einem Ratsprotokoll des Jahres 1653 entnehmen wir, dass Henrich Sneteler zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war.